Wie verwässert die Begriffe Öko und Bio inzwischen sind, wird spätestens beim Einkauf in einem der großen Discounter klar. "Bio-Gemüse" wird dort deutschlandweit in so goßer Menge angeboten, dass sich einige Fragen aufdrängen. Ein wesentlicher Punkt dabei: die Transportwege. Wo kommen die ökologischen Produkte und Zutaten her und wie groß ist der Absatzmarkt? Das gilt fürs Gemüse genauso wie fürs Bier.
Regionales Wirtschaften heißt das Zauberwort. Kurze Wege, wenig Umweltbelastung. Doch das klappt leider nicht immer. Ein kleines Beispiel, wie böse Bio sein kann: Ein ökologisch wirtschaftendes Unternehmen möchte Bio-Limonade herstellen. Anstatt mit Zucker wird mit reinem Bio-Honig gesüßt. Klingt gut, schmeckt auch so. Ideal für die Kleinen. Aber: Der Absatz läuft so gut, dass nicht genug Bio-Honig in der Region verfügbar ist. Noch nicht einmal in der gesamten BRD gibt es genug Honig. Die Rettung kommt aus Neuseeland, dort gibt es den benötigten Bio-Honig. Dummerweise muss der Honig gut 23.000 Kilometer weit transportiert werden. Die Umweltverschmutzung, die dabei durch den Schiffsverkehr verursacht wird, ist noch nicht einmal das größte Problem: Die LKW-Transporte von und zu den Häfen verursachen relativ gesehen, die größten Schäden, wie die Uni Stuttgart berechnet hat.
Da kauft man dann vermeintlich gesundes Bio-Gemüse, Bio-Limonade oder Bio-Bier und schadet in Wirklichkeit die Umwelt und die Mitmenschen weit mehr, als man es vielleicht beim Kauf eines konventionell hergestellten Produktes getan hätte. Verrückt.
Dies ist kein Aufruf, den erfreulichen Bio-Trend zu stoppen. Im Gegenteil: Es ist die Aufforderung, ökologisch wertvolle Lebensmittel zu kaufen, aber dabei nicht nur den Inhalt im Blick zu haben. Gesund zu essen und zu trinken und dabei Umwelt und Mitmenschen durch pervers lange Transportwege zu schädigen – eine sehr fragwürdige Kombination.
Fragen Sie also ruhig mal nach, wenn Sie Bio-Produkte kaufen. Ob die vielleicht auch gerade eine 23.000 Kilometer lange Reise hinter sich haben...
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